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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel

Der Papst ist unfehlbar – zumindest dann, wenn er „ex cathedra“ spricht. Die Unfehlbarkeit des Papstes sorgt bis heute für Diskussionen: Kann es sein, dass ein sterblicher Mensch ewige Wahrheiten verkünden und definieren kann – Wahrheiten, die von ihrer öffentlichen Verkündigung absolut zu glauben und nicht zu ändern sind? In den Wirren der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die weltliche Macht der Päpste schwand und der Kirchenstaat von der Bildfläche verschwand, war die Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit auf dem 1. Vatikanischen Konzil eine geistliche Machtdemonstration. Die Kirche mochte an ihrem irdischen „Leib“ geschrumpft sein, geistlich wurde sie zum Riesen. Das erinnert nicht nur ein wenig an den Scheinriesen Herrn Turtur von Michel Ende, der nur in der Ferne groß wird, aber schrumpft, je näher man ihm tritt. Zumindest im Westeuropa des Jahres 2021 hat die Kirche auch ihren geistlichen Einfluss – päpstliche Unfehlbarkeit hin, päpstliche Unfehlbarkeit her – längst weitestgehend eingebüßt, nicht zuletzt, weil moralischer Anspruch und moralische Wirklichkeit, wie allein die immer häufiger zutage tretenden Missbrauchsfälle zeigen, für die Kleriker verantwortlich sind, diametral auseinanderdriften. In Irland ist längst Wirklichkeit, was auch in Deutschland wohl in wenigen Jahren bevorsteht: Wenn die Kirche es nicht schafft, den Missbrauch aufzuklären, wenn Täter und Vertuscher nicht vollumfänglich zur Rechenschaft und Verantwortung gezogen werden, wenn der Leib Christi endlich seiner irdischen Realität gerecht wird und sich nicht geistlich verliert, dann wird die Kirche nicht mehr ernst genommen werden. Ihre Irrelevanz ist jetzt schon mit Händen zu greifen.


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Zweiter Sonntag der Osterzeit – Weißer Sonntag, Lesejahr A

Wer dieses Bild, das Caravaggio anfangs der Neuzeit liebenswürdiger Weise für das heutige Sonntagsevangelium zur Illustration gemalt hat, nämlich die Begegnung des Didymus genannten Apostels Thomas mit dem Auferstandenen, in dem er in unerhörter Deutlichkeit und Härte die Finger des Apostels zeigt, wie sie in der Seitenwunde des Herrn geradezu bohren, einmal gesehen hat, wird es nicht wieder vergessen. In meisterlicher Weise im Spiel des Lichts und der Schatten stehen in unglaublicher Konzentration drei Männer um den ganz gelassenen und doch zugewandten Jesus, der seine Seite entblößt und selbst die Hand führt, mit der Thomas von seinen Zweifeln geheilt wird, weil er selbst seine Hand in die Seite des gekreuzigten und doch lebendigen Christus legen kann. Es ist eine ungemein naturalistische und doch durch und durch künstlerisch geprägte Sichtweise, in der man die Haut Jesu sich wie ein Augenlid abheben sieht und doch in jedem Moment des Schauens erkennt, wie dies ein dichtes Zeichen und Abbild einer nicht geschauten, sondern geglaubten Wirklichkeit ist. Das Bild ist erschütternd und genau zu diesem Zweck gemalt, zur Erschütterung des Betrachters in seiner Wahrnehmung. Mag sein, Caravaggio dient es zur Illustration der leiblichen Dimension der Gegenreformation gegen die bloß fromm-seelische Weltanschauung der Reformatoren. Vor allem aber ist frappierend, wie es heute für uns den Sinn der Schrift erschließt: Ich selbst, der Auferstandene, führe Deine Hand, Du Zweifler, damit Du glaubst und damit all die selig sein können, die nicht sehen und doch glauben. An uns ist es dann, zu antworten und ihm zu sagen:


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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 7. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Das Problem kirchlicher Sprachkultur liegt nicht in ihrer prinzipiellen Unverständlichkeit. Gnade, Sünde, Erlösung – diese Worte spielen durchaus auch im Sprachgebrauch des modernen Menschen eine Rolle. Der Polizist, der Gnade vor Recht walten lässt, sieht den Verkehrssünder erlöst von dannen fahren. Niemand braucht hier viel Phantasie, um sich eine solche Situation vorzustellen. Nein, es sind nicht die Worte und es ist nicht die Sprache, die an sich problematisch sind; es ist die gegenwärtige Unfähigkeit vieler Verkünderinnen und Verkünder der Kirche, den Gebrauch dieser Begriffe mit eigenem Inhalt rechtfertigen zu können. Die hehren Worte verkommen dann zu Hohlformen mit tönernem Klang. Jede Nachfrage, auf die es keine echte Antwort gibt, entlarvt die Floskelhaftigkeit der Sprache. Wer so verkündet, nimmt sein Gegenüber nicht nur nicht ernst; er ist auch selbst nicht ernst zu nehmen – und genau das macht ihn und sie für die modernen Zeitgenossen zu uninteressanten Gesprächspartnern. Wo die Verkündigung der frohen Botschaft auf das Kalenderspruchniveau eines „Wir haben die beste Botschaft der Welt“ schrumpft, ohne erklären zu können, worin denn diese Botschaft besteht, hat die Kirche der Welt tatsächlich nichts zu sagen.


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kath 2:30 Dies DominiEs gibt Texte und Erzählungen in der Bibel, die scheinen einem so vertraut, dass schon bei der bloßen Erwähnung der Szene Bilder entstehen, die an Eindeutigkeit nur wenig zu wünschen übrig lassen. Zu diesen Erzählung gehört zweifellos auch das Evangelium von ungläubigen Thomas, der nur dann an den Auferstandenen zu glauben bereit ist, wenn er seine Finger in die Male der Nägel und seine Hand in die Wunde seine Seite legen darf. Diese Begebenheit, die im Johannesevangelium überliefert ist (Johannes 20,19-31), wird jährlich am 2. Sonntag der Osterzeit, dem sogenannten „Weißen Sonntag“ verkündet. Fast unwillkürlich erscheint vor dem inneren Auge des Hörers ein Bild, dass Michelangelo Merisi da Caravaggio, der italienische Maler des Frühbarocks, 1603 auf die Leinwand bannte.


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