Herzlich Willkommen bei kath 2:30, dem Blog der Katholischen Citykirche Wuppertal.
Hier geht es zum Videopodcast von kath 2:30.
Besuchen Sie auch die Mystagogische Kirchenführung.
Oder die Seite des Heiligen Laurentius, unter Stadtpatron Wuppertal.

kath 2:30 Dies DominiDies Domini – 27. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Idiotie wird zum prägenden Merkmal der Gegenwart. Dabei weist das Wort „Idiot“ eine bemerkenswerte Doppeldeutigkeit auf. Der griechischen Herkunft gemäß bezeichnet der ἰδιώτης (gesprochen: idiótes) nichts anderes als die Privatperson. Das Wort leitet sich von ἴδιος (gesprochen: ídios/eigen) ab. Der Idiotes kümmert sich halt um das ihm eigene, das Private. Der Idiotes lehnte es in der antiken Gesellschaft ab, öffentliche Ämter und so auch soziale Verantwortung wahrzunehmen. Er zog sich ins Private zurück. Vielleicht leitet sich gerade von hierher aber auch die andere, in der Alltagssprache vertraute Bedeutung ab: Der Idiot ist der dumm-tumbe Mensch, der nicht in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge zu durchschauen und deshalb an der Wirklichkeit scheitert.

Der Idiot ist also im Innersten ein Soziopath. Er kreist in seiner Eitelkeit um sich selbst. Er ist der Mittelpunkt seiner Welt; einer Welt, die es nur für ihn gibt. In einer gewissen Weise verklärt er die ihm eigene Autonomie. Er ist sich selbst Gesetz. Die Welt kümmert ihn nur dann, wenn er sie für seine Zwecke gebrauchen kann. Wenn es brenzlig wird, zieht er sich ins Private zurück. Und ihm Privaten gilt Meinungsfreiheit, vor allem die Freiheit seiner eigenen Meinung. Ob und wie diese Meinung geäußert wird, ist allein seine Sache. Er ist ja die Sonne in seinem kleine System. Im Spiegelsaal seiner überschaubaren Wirklichkeit ist er allein König, ein absoluter Herrscher, den die Welt nicht wirklich interessiert.


0 Kommentare

kath 2:30 Meinungen
Weitgehend unbeachtet von der allgemeinen Öffentlichkeit und ihrer Meinungsbildung vollzieht sich im kirchlichen Binnenbereich erneut ein Vorgang, der in den letzten 20 Jahren wiederholt zu beobachten war.

Es begann 1989 mit der Kölner Erklärung, einem Memorandum, mit dem seinerzeit weltweit über 700 Theologinnen und Theologen gegen den ihrer Ansicht nach autoritären Leitungsstil des damaligen Papstes Johannes Paul II und dessen Verhalten bei der Erteilung kirchlicher Lehrerlaubnisse, der sogenannten „missio canonica“, opponierten. Damals prägte sich ein kommunikativer Stil in der Kirche aus, der bis heute in verschiedenen Varianten imitiert wurde. Denn statt sachlich-argumentativer Auseinandersetzung folgte eher autoritäre Zurechtweisung und Sanktionierung seitens der kirchlichen Autoritäten.


6 Kommentare

Die Chance des runden Tisches

Ein kath.de-Wochenkommentar von Andrea Kronisch (vom 11.3.2010)

kath 2:30 Dies Domini

Die Negativmeldungen reißen nicht ab: Nahezu täglich berichten die Medien über neue Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen. Krisen gab es schon viele in der katholischen Kirche. Vor einem Jahr war es die päpstliche Aufwertung der konservativen Pius-Bruderschaft, die in Deutschland zu schweren Turbulenzen führte. Doch der Skandal um sexuellen Missbrauch hat ohne Frage eine andere Dimension. Auch deshalb, weil diesmal die Krise nicht von Rom ausgeht, sondern mitunter die eigene Diözese, Kirchengemeinde oder Schule betrifft. Wo Missbrauchsfälle bekannt werden, erleben die Verantwortlichen, dass das Kehren vor der eigenen Haustür sehr schwer sein kann – besonders bei einem Orkan der Wut, Enttäuschung und Verbitterung, wie wir ihn seit einigen Wochen erleben.


1 Kommentar