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kath 2:30 Dies Domini22. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C – Sir 3, 17-18.20.28-29, Hebr 12, 18-19.22-24a, Luk 14,1.7-14

Gleichnis oder Lehre – Tischregeln für Fortgeschrittene?

Jesus sieht bei einer Einladung, wie sich andere Gäste die guten Plätze aussuchen und nimmt das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Und wer wollte ihm da widersprechen: setzt man sich erstmal ganz nach oben, ist die Blamage groß, wenn dann eine höhergestellte Persönlichkeit auftaucht, für die man den Platz zu räumen hätte und dann am Ende säße, weil alles mittlere inzwischen belegt ist. Ein hübscher Gedanke für die Christenlehre und ein nicht zu verachtender Hinweis auf die angemessenen Umgangsformen. Besser ist es allemal, sich hofieren zu lassen, als sich  selbst etwas zu nehmen, was einem nicht zusteht.

Aber kann der Herr denn das gemeint haben? Es fehlte nicht viel und wir könnten von ihm lernen, wie man Messer und Gabel schicklich benützt: frohe Botschaft? Es ist nur ein kleiner Unterschied, aber in anderen Übersetzungen spricht Lukas nicht von einer Lehre, die der Herr erteilte, sondern von einem Gleichnis, das er erzählt. Und dann wird klar, dass hier vom Himmelreich die Rede ist, von dem Gastmahl der ewigen Herrlichkeit, nicht von einer – sicher auch beherzigenswerten – Benimmvorschrift. Der Herr tritt der Selbstherrlichkeit entgegen, der sonderbaren Auffassung, man habe es sich verdient. Er betont in diesem Gleichnis das Geschenk, die ungeschuldete Hinwendung, die nicht durch Wohlverhalten und gute Werke uns zustehende Belohnung, sondern die von Gott frei und ungezwungen uns geschenkte Anwesenheit und Zuneigung.

Gemeint ist damit wohl nicht die Betonung unserer Winzigkeit vor dem unendlichen Gott. Sondern eine Haltung, eine Einstellung, die sich als Geschenk und Gnade erlebt, die auch im Leben mit unseren Mitmenschen nicht allein das „do ut des“ regieren lässt, sondern die uns vor Augen führt, dass wir so unendlich groß beschenkt worden sind, dass eine realistische und angemessene Haltung gegenüber dieser Zuwendung nur die von Herzen kommende, alles umfassende Dankbarkeit sein kann. Diese innere Bewegung ist es auch, die uns dann mit dem Psalmisten jauchzen lässt in heller Freude, weil Gott in seiner Güte den Armen versorgt, dass das giftige Kraut der Selbstüberhebung keinen Platz in unserer Gesellschaft, in unseren Familien und Gemeinden finden kann. Auch wenn wir deswegen gute Werke tun und durch unsere Hand – und Steuerzahlungen – die Armen versorgt werden, so verdanken wir doch auch dies nicht uns allein, sondern dem, durch den alles ist, auch unsere Fähigkeit und Bereitschaft, das Gute zu tun.

Ich wünsche uns allen eine gute Woche, die wir als Geschenk erleben können.

Ihre Katharina Nowak

Author: Redaktion

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