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kath 2:30 Dies DominiDie Karwoche

Die Karwoche ist Herzstück und Ziel der österlichen Fastenzeit. Sie ist die Woche unmittelbar vor Ostern. Innerhalb der Karwoche, der „Heiligen Woche“, sind der Palmsonntag, Gründonnerstag und der Karfreitag sowie die Osternacht besondere Höhepunkte. Die Zeit vom Gottesdienst am Abend des Gründonnerstag bis zur Osternacht heißt das „triduum paschale“, die drei Tage der „Feier des Leidens, Sterbens und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus“.

Kreuzverhüllung

Der Brauch, Kreuz und Bilder in der Fastenzeit zu verhüllen, ist erstmals im 12. und 13. Jahrhundert bezeugt und geht vermutlich auf Hunger- oder Fastentücher (Fastenvelen) zurück, mit denen man seit dem 11. Jahrhundert zu Beginn der Fastenzeit dem Volk den Blick auf den Altar versperrte. Der Ursprung dieser Verhüllung des gesamten Altarraumes liegt im Dunkeln. Später wurden die Tücher im Umfang verkleinert und mit Bildern der Passion Christi geschmückt (ein bekanntes Beispiel dafür ist das Zittauer Fastentuch), zusätzlich wurden Kreuze, Bilder und Statuen verhüllt. Eine erste Auslegung dieses Brauchs findet sich im 13. Jahrhundert bei Bischof Wilhelm Durandus von Mende (Südfrankreich). Die Verhüllung wird von ihm allegorisch auf Joh 8,59 hin gedeutet, als Verbergen der Gottheit Christi in der Zeit des Leidens. Eine weitere Deutungsmöglichkeit bietet sich mit Blick auf die mittelalterliche Bußpraxis an: bei der Verhüllung der Kreuze und Bilder könnte es sich um einen Gestus der Solidarität mit den vom Gottesdienst ausgeschlossenen Büßern gehandelt haben: das „Fasten der Augen“ als Zeichen der Buße. An diese Interpretation schließt sich auch die Wiederbelebung der Tradition der „Hungertücher“ nach der Liturgiereform in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils durch das kirchliche Hilfswerk „Misereor“ an (Solidarität mit den Ländern der sogenannten „Dritten Welt“). Eine dritte Deutungsmöglichkeit sieht in der Kreuzverhüllung eine Erinnerung an die Erniedrigung des Herrn, in der Absicht, sein Bild umso tiefer den Gläubigen einzuprägen. Als feste Regelung findet sich die Verhüllung von Kreuzen, Bildern und Statuen offiziell erst im Ceremoniale Episcoporum (1. Hälfte des 17. Jahrhunderts). Im Zuge der Neuordnung der Liturgie entschied sich das Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets (1975-1979) für die Beibehaltung der Kreuzverhüllung. Die Verhüllung soll nach dem Gottesdienst am Gründonnerstagabend vorgenommen werden; auch der früher übliche Termin am fünften Fastensonntag (Passionssonntag) darf beibehalten werden. Die Kreuze bleiben bis zur Kreuzverehrung am Karfreitag verhüllt, alle anderen Bilder und Statuen bis in die Osternacht. Zur Palmprozession am Palmsonntag bleibt das Kreuz immer unverhüllt, da es liturgisch in dieser Feier Siegeszeichen ist. B. Kleinheyer hat zurecht darauf hingewiesen (Die neue Osterfeier, Freiburg 1971), dass sinnvollerweise nur die Kreuze und Bilder verhängt werden, die den in Herrlichkeit thronenden Herrn darstellen, nicht aber jene, die den Herrn in seiner Erniedrigung darstellen.

Der Palmsonntag

Der Palmsonntag eröffnet die Heilige Woche. Er erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Menschen empfangen ihn als König. Sie reißen Palmzweige ab und begrüßen ihn mit dem messianischen Hosanna-Ruf. Am Beginn des Palmsonntags-Gottesdienstes steht daher bis heute die Palmweihe. In unseren Breiten werden dafür Buchsbaumzweige genommen, die man zu Hause als Zeichen des letztendlichen Sieges Christi hinter das Kreuz hängt. An die Palmweihe schließt sich die Palmprozession in die bzw. in der Kirche an. Am Palmsonntag wird dann bereits die Passion vorgelesen: Je nach Lesejahr die Matthäus-, Markus- oder Lukaspassion.

Gründonnerstag

Der Gründonnerstag ist der Donnerstag in der Karwoche. Das „Grün“ hat mit der Farbe Grün nichts zu tun, sondern leitet sich von greinen (althochdeutsch: „weinen“) ab. Gleichwohl hat das sprachliche Missverständnis wohl dazu beigetragen, dass traditionell in vielen christlichen Familien an diesem Tag grünes Gemüse (Spinat) gegessen wird.

Am Morgen des Gründonnerstag wird in der Bischofskirche die „Chrisam-Messe“ gefeiert, in der das Öl für die Krankensalbung, das Katechumenenöl und das Chrisam für die Salbung bei der Taufe geweiht werden.

Am Abend eröffnet der Gottesdienst zum Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie die „Feier der drei österlichen Tage vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn“. Die Eucharistiefeier am Abend steht im Zeichen des letzten Mahles Jesu mit seinen Jüngern. Nach dem Gesang des Gloria schweigen Glocken und Orgel bis zur Osternacht. Als Evangelium wird der johanneische Bericht von der Fußwaschung gelesen (Joh 13,1-15). Diese Fußwaschung kann auch nach der Predigt an Mitgliedern der Gemeinde vollzogen werden. Im Hochgebet wird durch den Einschub „das ist heute“ der Aspekt der Vergegenwärtigung des letzten Mahles Jesu betont. Nach der Feier wird der Altar abgedeckt und die konsekrierten Hostien an einen anderen Aufbewahrungsort übertragen.

Zum Gründonnerstagsbrauchtum gehört auch die „Ölbergwache“, eine nächtliche Zeit der Anbetung, die an das Gebet Jesu im Garten Getsemani erinnert.

Karfreitag

Der Karfreitag ist der Freitag in der Karwoche. Es ist der Überlieferung nach der Todestag Jesu. Man nennt den Karfreitag regional auch den „stillen Freitag“. „Kar“ ist abgeleitet vom althochdeutschen „Kara“ und bedeutet Kummer, Klage.

Zur neunten Stunde, der Todesstunde Jesu (für uns heute 15.00 Uhr), versammelt sich die Gemeinde zur „Feier vom Leiden und Sterben Christi“. An einen schweigenden Einzug und ein betendes Sich-Niederwerfen vor dem leeren, ungeschmückten Altar schließen sich eine alt- und eine neutestamentliche Lesung an. Dann wird die Passion Jesu nach dem Johannesevangelium vorgetragen (Joh 18,1-19,42), oft mit verteilten Rollen. Mit den „Großen Fürbitten“ wird der Wortgottesdienst abgeschlossen. Das Kreuz wird für die Kreuzverehrung mit dem Ruf  „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt“ enthüllt und von den Gläubigen durch Kniebeuge oder ein anderes Zeichen (Kuss) verehrt. Zur Kreuzverehrung werden die eindrucksvollen Improperien rezitiert bzw. gesungen (v. lat. probrum – Vorwurf). Die Improperien sind Klagelieder des Erlösers gegen sein treuloses Volk, wobei das Volk des neuen wie des alten Bundes gemeint ist.

An die Kreuzverehrung schließt sich eine Kommunionfeier an.

Die Karfreitagsliturgie schließt mit einem Segensgebet über das Volk. Ein eigentlicher Schlusssegen entfällt.

Der Kreuzweg

Vielerorts wird am Karfreitagnachmittag auch der Kreuzweg gebetet. Seine Stationen lauten:

1. Jesus wird zum Tode verurteilt
2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
4. Jesus begegnet seiner Mutter
5. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
8. Jesus begegnet den weinenden Frauen
9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
10. Jesus wird seiner Kleider beraubt
11. Jesus wird an das Kreuz genagelt
12. Jesus stirbt am Kreuz
13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
14. Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.

Kreuzwege finden sich im freien Gelände und in fast allen katholischen Kirchen sind Kreuzwegstationen (als Bilder, Reliefs, zumindest auch durch ein kleines Kreuz gekennzeichnet) angebracht. Beim gemeinsamen Kreuzweg gehen die Versammelten von einer Station zur anderen. Die Betrachtungen an den Stationen haben die gleiche Struktur:

Vorbeter/in (V): „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich.“
Alle (A): „Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.“
Alle machen eine Kniebeuge und schweigen kurz.
Eine Lektorin oder ein Lektor (L) trägt einen biblischen oder beschreibenden Text vor (hier als Beispiel die achte Station): „Am Weg stehen Frauen, die den gequälten Herrn beweinen. Er aber denkt voll Mitleid an das Unheil, das über sie kommen wird.“
V: „Weint nicht über mich.“ A: „Weint über euch und eure Kinder!“ V: „Ihr werdet zu den Bergen sagen: Fallt über uns,“ A: „und zu den Hügeln: Bedeckt uns!“
Dann folgt ein kurzer Gedanke der Aktualisierung, die Anwendung fürs Heute. L: „Wir sehen meist nur das äußere Leid und übersehen die tiefe Not, die von der Sünde kommt. Wir spüren nur den eigenen Schmerz und übersehen die Not der anderen.“
V: „Herr Jesus, mitten im eigenen Leid hast du an all die kommende Not der Mütter und Kinder deines Volkes gedacht. Wir bitten dich:“ A: „Erbarme dich über uns und die ganze Welt.“
Ausgangspunkt der Entstehung dieser Andachtsform war Jerusalem, wo bereits im 4. Jh. bestimmte Gottesdienste an überlieferten „heiligen“ Orten gefeiert wurden. Im Zuge der ausgeprägten Wallfahrtsfrömmigkeit des 14.-16. Jahrhunderts und der Verehrung des heiligen Landes fand der Kreuzweg weite Verbreitung in Europa.

Karsamstag

Der Karsamstag ist als Tag der Grabesruhe in stiller Tag, ohne liturgische Feier. Nur die Tagzeiten werden gebetet.

In der Orthodoxie wird am Karsamstag des Abstieges Jesu Christi in die Unterwelt (Höllenfahrt des Auferstandenen) gedacht. Er ist bis an die tiefsten Winkel der Unterwelt gegegangen, um dort die Erlösungsbedürftigen zu erlösen. Damti gedenkt die Orthodoxie in besonderer Weise des Glaubensartikels „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Wo Gott ist, kann keine Hölle sein. Ist der Auferstandene sogar in dieser tiefsten Unterwelt gewesen, hat die Hölle aufgehört, Hölle zu sein.

Ostern

Das christliche Osterfest hat Wurzeln, die weit zurückreichen in die vorchristliche, jüdische Traditionen und zum anderen auch („heidnische“) Kulturen. Im Hintergrund stehen die verschiedenen Feste und Kulte, die mit dem Frühjahr verbunden sind, mit der Wiederkehr des Lebens nach dem (scheinbaren) Tod der Natur im Winter; mit dem Sieg des Lichtes und der lebensspendenden Wärme über Dunkelheit und Kälte. Aus der Starre des Eises wird wieder lebendiges Wasser. In der eindrucksvollen Liturgie der Osternacht finden solche Symbole (Licht, Wasser) einen anschaulichen Ausdruck. Damit hängt wahrscheinlich auch der Termin zusammen, der erste Frühlingsvollmond, seinerseits uraltes Symbol des weiblichen Zyklus und der Fruchtbarkeit. Hasen und Eier als Fruchtbarkeitssymbole waren bereits Attribute der Fruchtbarkeitsgöttin Ischtar (babyl), bzw. Astarte (griech). Der (west-)germanischen Fruchtbarkeitsgöttin (Ostárâ, Eóstra) verdankt das Fest seinen Namen.

Ein unmittelbarer inhaltlicher Bezug besteht zwischen dem christlichen Ostern und dem jüdischen Passah-Fest. Die christliche Theologie und Liturgie beziehen die Auferstehung Jesu auf den Exodus Israels aus Ägypten. In beiden Fällen erweist sich Gott als der Befreier und Erlöser, der aus Gefangenschaft und Tod in Freiheit und Leben führt. Indem Gott Menschen in Freiheit führt, schafft er sich „ein Volk“.

Der sog. „Osterfeststreit“ in der frühen Kirche behandelte die Frage nach dem Ostertermin. Weit verbreitet war die Osterfeier am 14. Nisan, dem Paschafesttermin des jüdischen Kalenders. Andere betonten bewusst die sonntägliche Feier, um sich von der jüdischen Tradition schärfer abzusetzen. Auf Beschluss des Konzils von Nizäa (325) wird schließlich das Osterfest verbindlich am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Der Gottesdienst in der Osternacht ist, als die Feier der Auferweckung Jesu aus dem Tod, die Kernfeier christlicher Liturgie.

Die liturgische Feier der Osternacht

Die Gestaltung der Osternacht hat durch die Geschichte viele Ausprägungen erfahren. In ihrer heutigen Form hat die Feier vier Teile: Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier und Eucharistiefeier. Geschichtliches: Von ihrem Ursprung her ist die Osternacht eine Nachtwache (Vigil), die den Übergang (transitus) vom Tod zum Leben, vom Kreuz zur Auferstehung betrachtet und feiert. Ab der Mitte des 2. Jahrhunderts, feierten die frühchristlichen Gemeinden innerhalb einer Vigil die beiden Aspekte des Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi in zwei Phasen: Einer nächtlichen Trauerphase mit Fasten, Wortgottesdienst und Gebet folgte eine frühmorgendliche Freudenphase mit eucharistischem Gedächtnismahl. Ab dem 4. Jahrhundert wird die Osternacht zu der Tauffeier des Jahres, so dass seitdem eine Tauffeier (später eine Taufgedächtnisfeier) zur Feier der Osternacht gehört.

Zur selben Zeit wurde die feierliche Entzündung des Lichtes (Osterkerze) in die Feier der Osternacht übernommen. Im Verlauf der Osternacht fand also zunächst eine ganze Kette von gottesdienstlichen Feiern statt, die aufeinander folgten und dadurch wie zu einem „Durchzug von der Finsternis in das Licht“, zu einer „Feier aus dem Dunkel des Todes in die Herrlichkeit der Auferstehung“ wurde. Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier und Eucharistiefeier sind seit alters her die zentralen Elemente der Feier der Osternacht. Sie bilden die Grundstruktur der Vigilfeier (insbesondere die Elemente der Lichtfeier und des aus neun Lesungen bestehenden Wortgottesdienstes). Man bezeichnet die Osternachtfeier auch als „Mutter aller Vigilien“. Jede Vigilfeier steht – vor allem durch die Lichtsymbolik – in Verbindung mit der Osternachtfeier.

Die Struktur der Osternachtfeier

• Lichtfeier: Segnung des Osterfeuers, Bereitung und Entzündung der Osterkerze, Einzug in die Kirche mit dem Ruf „Lumen Christi“, großer österlicher Lobpreis (Exultet)
• Wortgottesdienst: bis zu 7 alttestamentlichen Lesungen (wobei Ex 14,15-15,1 nie entfallen darf), Gloria, neutestamentliche Lesung/Epistel (Röm 6,3-11), feierliches Osterhalleluja, Evangelium (im Lesejahr C: Lk 24,1-12)
Das Grundschema des Wortgottesdienstes lautet: Lesung – Psalm – Gebet
• Tauffeier, Taufgedächtnis: Taufwasserweihe, Taufe oder Tauferneuerung der Gemeinde
• Eucharistiefeier

Dr. Werner Kleine

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

3 Kommentare

  1. Margareta Patzer schrieb am 20. April 2011 um 18:11 :

    Herzlichen Dank für die Einführung. Ein frohes und gesegnetes Osterfest für alle Menschen.

  2. Ingrid Temme schrieb am 21. April 2011 um 17:06 :

    Guten Tag,
    danke für diese Einführung. In meiner Frauengruppe kam die Frage auf, warum bereits am Palmsonntag die Leidensgeschichte verlesen wird, obwohl das ein Freudentag war. Am Karfreitag ist das ja klar. Könnten Sie uns diese beantworten?
    Gesegnete Ostertage
    Ingrid Temme

    • kathcitykirche schrieb am 22. April 2011 um 12:59 :

      Mit dem Palmsonntag wird die Karwoche eröffnet. Am Beginn steht die Vergegenwärtigung des Einzuges Jesu in Jerusalem, der in der Weise der prophetisch-messianischen Verheißungen des Alten Testamentes geschieht. Er reitet auf einem Esel in die Stadt wie der Friedenskönig aus Sacharja 9,9, wobei er wahrscheinlich das Osttor genutzt hat, denn dort zieht nach alter jüdischer Tradition der Messias in die Stadt hinein.
      In der Palmsonntagsliturgie folgt auf die Vergegenwärtigung des triumphalen Einzugs die Leidensgeschichte des jeweiligen Lesejahres (Lesejahr A – Matthäus, Lesejahr B – Markus, Lesejahr C – Lukas. Die Johannespassion wird immer am Karfreitag verkündet.). Auf diese Weise wird deutlich, dass dem triumphalen Hosianna-Ruf des Palmsonntag nur kurz darauf das „Kreuzige ihn!“ des Karfreitags folgt. Bereits am Palmsonntag wird so die Dramaturgie der Karwoche wie in einer Ouvertüre auf den Punkt gebracht: Erst vom Kreuz her wird die Botschaft Jesu offenbar. Wer in ihm nur den in Jerusalem einziehenden Friedenskönig sehen würde, würde Jesus missverstehen – ein Missverständnis, das naheliegt, fragt doch Pilatus nach dem Johannesevangelium: „Also bist du doch ein König?“ Darauf antwortet Jesus: „Du sagst es. Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Und vorher: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ (vgl. Joh 18,36f).
      Die Liturgie des Palmsonntags, die auf den Einzug in Jerusalem die Leidensgeschichte folgen lässt, verhindert das Missverständnis. Erst am Kreuz wird das eigentliche Wesen des Königtums Jesu Christi offenbar – erst in der Kraft der Schwachheit wird er ganz einer von uns und überwindet so endgültig die Trennung zwischen Gott und Mensch. Ohne Leidensgeschichte würde der Palmsonntag also in eine Schieflage geraten.
      Dr. Werner Kleine

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