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kath 2:30 BuchtippDie Frage des Umgangs mit sogenannten „schwierigen“ Kindern ist aktuell. Supernannys im Fernsehen und eine nahezu unüberschaubare Fülle an Ratgeberliteratur widmen sich diesem Thema. Meist werden aber nur oberflächliche Rezepte angeboten, die schon bei näherem Hinsehen nicht auf Nachhaltigkeit schließen lassen. Sicher ist auch das Buch der Erzieherin und Diplompädagogin Sabine Herm in diesem Kontext zu sehen. Allerdings unterscheidet es sich vom Gros der fraglichen Veröffentlichungen allein schon dadurch, dass nicht bloß Rezepte zum Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern gegeben werden; das Phänomen wird vielmehr substantiell angegangen – und gerade das macht die Lektüre dieses gut und flüssig lesbaren Buches wertvoll.

In nicht weniger als 10 Kapiteln wird die Problematik facettenreich beleuchtet. Neben einem Überblick über die Entwicklung des Kindes in den ersten Lebensjahren (Kap. 1) wird in Kap. 2 eine grundlegende Definition von auffälligem Verhalten versucht, die vor Augen führt, wie relativ die Einordnung von Kindern in das Schema „verhaltensauffällig“ ist. Gerade dieses Kapitel mahnt zu sensibler Vorsicht vor voreiligen Schlüssen.

Die nächsten Kapitel beschäftigen sich mit der Symptomatik verhaltensauffälliger Kinder: Aggressionen (Kap. 3), Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen (Kap 4), depressives Verhalten von Kindern (Kap. 5) und sprachauffälligen Kindern (Kap. 7). Das sechste Kapitel ist der besonderen Frage einer geschlechtsbezogenen Jungenpädagogik gewidmet.

Die letzten drei Kapitel geben Empfehlungen für die pädagogische Praxis. Neben Hilfen bei der Problemanalyse in Kap. 8 steht vor allem die Kommunikation mit den Kindern (Kap. 9) und den Eltern (Kap. 10) im Vordergrund.

Sabine Herm hat ein gründliches Buch geschrieben, dass nicht nur den pädagogischen Profis sondern gerade auch Eltern und Ehrenamtlichen, die mit Kindern arbeiten, empfohlen werden kann.

Dr. Werner Kleine

S. Selm - mit schwierigen Kindern umgehenSabine Herm

Mit „schwierigen“ Kindern umgehen
Ein Leitfaden für die Praxis
Freiburg i. Br. 2003
Herder
ISBN 3-451-27916-9

Author: Dr. Werner Kleine

Dr. Werner Kleine ist katholischer Theologe und Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal. Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

2 Kommentare

  1. Christian schrieb am 13. März 2010 um 20:54 :

    Mich würde interessieren, welcher Ansatz im Kapitel zur Jungenpädagogik von Frau Herm verfolgt wird.

    Leider werden Jungen oft nur im Zusammenhang mit Problemen zum Gegenstand von pädagogischen Überlegungen. Welches Zeichen sendet das an die „nicht schwierigen“ Jungen?

    • Dr. Werner Kleine schrieb am 13. März 2010 um 22:01 :

      Sabine Herm geht in ihrem Buch im Kapitel über die Aspekte geschlechtsbezogener Jungenpädagogik von einem dreifachen Ansatz aus. Mit Blick auf die „schwierigen“ Jungen stellt sie Störfaktoren in der frühkindlichen Entwicklung , Ursachen aus der Sicht der Psychoanalyse sowie Ursachen aus Sicht der Sozialisationstheorie dar. Dabei wird deutlich, dass Jungen im Unterschied zu Mädchen eine spezifische Entwicklung sowohl in biologischer als auch in psychischer Hinsicht durchlaufen. Vor allem die unterchiedliche Gestaltung der Mutterbeziehung (Junge – ödipal; Mädchen – Mutter als Vorbild) führt nach S. Herm zu früh notwendigen Ablösungprozessen mit besonderen Konsequenzen. Gleichzeitig fehlt es nach S. Herm an männlichen Vorbildern bei gleichzeitiger Dominanz weiblicher Bezugspersonen.
      Nach S. Herm brauchen Jungen vor allem die Möglichkeit zum Abenteuer und das Kennenlernen von Mythen und Märchen, in denen die männliche Kompenente als Vorbild erlernt werden kann.
      Leider muss ich Ihnen zustimmen, was Ihre Beobachtung angeht, dass Jungen oft nur im Zusammenhang mit Problemem Gegenstand pädagogischer Überlegungen werden. Jüngere Entwicklungen zeigen aber meines Erachtens, dass das Problem also solches erkannt ist. Gerade in der Arbeit offener Ganztageseinrichtung werden meines Wissens zunehmend Angebote installiert, die sich in besonderer Weise an die Jungen – nicht nur die „schwierigen“ richten. Das wird auch Zeit, sonst ist man als Junge nur dann interessant, wenn man „schwierig“ ist.